Rückkehr zur Liebe ist ein Text, der mich sehr inspiriert. Obwohl dieser Text oft fälschlich Nelson Mandela zugeschrieben wird, als Auszug aus seiner Antrittsrede (vom 10. Mai 1994) stammt er tatsächlich aus dem Buch “A return to love” (“Rückkehr zur Liebe”) von Marianne Williamson.
Unsere tiefste Angst ist nicht,
daß wir unzulänglich sind,
unsere tiefste Angst ist,
daß wir unermeßlich machtvoll sind.Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns:
„Wer bin ich eigentlich,
daß ich leuchtend, hinreißend, begnadet und phantastisch sein darf ?“Wer bist du denn, es nicht zu sein ?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst,
dient das der Welt nicht.Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun,
wenn du schrumpfst,
damit andere um dich herum sich nicht verunsichert fühlen.
Es ist unser Licht, dass wir fürchten
Wir wurden geboren,
um die Herrlichkeit Gottes zu verwirklichen,
die in uns ist.
Sie ist nicht nur in einigen von uns:
Sie ist in jedem Menschen.Und wenn wir unser eigenes Licht erstrahlen lassen wollen,
geben wir unbewußt anderen Menschen die Erlaubnis,
dasselbe zu tun.Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben,
“A return to love” (“Rückkehr zur Liebe”) von Marianne Williamson.
wird unsere Gegenwart ohne unser Zutun
andere befreien.
Du glaubst Überschrift und Titel seien nur ein lästiges MUSS? Und dann noch Zeit in die "perfekte Überschrift" investieren? Weit gefehlt! Es gibt Empfehlungen, 80 % der Zeit, die du in einem Beitrag steckst, in die Auswahl der bestmöglichen Überschriften und den Titel zu stecken.
Und das mit Recht!
Warum? Gut, dass du fragst! Ganz einfach:
Die Überschrift entscheidet, ob dein Artikel gelesen wird oder nicht. Und so offensichtlich es ist, so sehr wird es oft übersehen:
Du kannst mit einem Artikel den Pulitzerpreis verdienen. Doch wenn die Überschrift nicht neugierig macht, den Artikel zu lesen, wird es niemand mitbekommen. Dann war die ganze Eloquenz für die Tonne!
Holger Theymann
Überschriften haben aber auch noch eine weitere Funktion: Sie strukturieren deinen Text und können dir sogar helfen, ihn zu erschaffen.
Dies ist ein überarbeiteter Auszug aus dem Schreibkurs "Die Magie des Schreibens" , der 2019 auf The-Coach.NET von Christina Emmer und Holger Theymann gehalten wurde.
Immer mehr Menschen scannen einen Text, statt ihn von vorne bis hinten durchzulesen. Das bedeutet, sie überfliegen ihn, bis sie an eine Stelle kommen, die sie interessiert. Oder bis sie sich einen Überblick verschafft haben, ob der Inhalt voraussichtlich dem entspricht, was sie zu finden hoffen. Ob eine Passage interessant zu sein verspricht, erkennen sie natürlich am schnellsten an Überschriften und Bildern, da diese aus dem Text hervorstechen.
Die Überschriften sind eine Art Geländer, dass dem Leser hilft, sich im Text zurecht zu finden.
Holger Theymann
O. K. – Überschriften sind also wichtig. Doch wie schreibe ich nun eine Überschrift, die die Aufmerksamkeit des Lesers auch wirklich gewinnt?
Damit beschäftigt sich der zweite Teil dieses Kapitels.
Doch bevor wir uns in den besten Tricks für Überschriften, die auch wirklich gelesen (und angeklickt) werden ergehen, stellt sich die Frage: Wie können mir Überschriften helfen, um einen besseren Text zu erschaffen?
Eine Methode, die ich selbst in einem Schreibkurs kennen gelernt habe und die mir sehr hilft, sind die "Arbeitsüberschriften".
Hierbei überlegt man sich als Autor, was man eigentlich schreiben möchte und schreibt sich die Überschriften zu den einzelnen Kapitelpaketen auf. Stichpunkte, Strichmännchen, kurze Sätze. Alles, was dir hilft, die Essenz des Kapitels auf den Punkt zu bringen, ist erlaubt.
Wichtig hierbei: Kein Perfektionismus!!!
Es sind nur Arbeitsüberschriften, die sich noch ändern können – und es meist auch tun. Sie müssen (und sollen) also noch überhaupt nicht den Regeln für Überschriften genügen, die hier im Folgenden aufgestellt werden. Geschweige denn, dass sie bereits optimale Überschriften sein müssen. Ihr einziger Zweck ist es, dir als Autor zu helfen, deine Vorstellung des groben Ablaufs deines Textes oder deiner Geschichte zu notieren.
Auf diesem Weg lassen sich häufig Denkfehler aufdecken. Und es erleichtert den Einstieg in einzelne Kapitel. Auch wer ein Haus bauen will, wird vermutlich nicht spontan mit dem Mauern anfangen, sondern erst mal einen groben Plan zeichnen, der dann immer konkreter wird.
Diese erste Strukturierung hilft also, das Kuddelmuddel, dass häufig im Kopf herrscht, etwas zu ordnen und den großen Text in kleinere Segmente zu zerlegen. Frei nach dem Motto: "Wie isst man einen Elefanten? – Stück für Stück."
Doch WAS muss jetzt WO hin?
Hierzu empfehle ich für den Start, dir die üblichen Dramaturgien von Texten anzusehen. Also bspw. die 3 Akt Struktur oder Heldenreise auch typische Masterplots oder die Pixar Storytelling Regeln können große Hilfen sein.
Typische Geschichten haben beispielsweise 2 Wendepunkte (damit es nicht nur langweilig geradeaus plätschert). Also bewegt sich die Geschichte bspw. im Drama erst in Richtung einer unglücklichen Situation, die dann durch eine überraschende Wendung doch noch in Richtung der Hoffnung umkehrt, nur um später, wenn bereits alles nach Happy End aussieht, durch einen weiteren Wendepunkt in ein desaströses Finale gestürzt zu werden.
Bei einer Happy End Geschichte verläuft es genau umgekehrt.
Warum langweilen uns so vorhersehbare Geschichten nicht?
Joseph Campbell's Heldenreise ist der Blueprint für 90% aller Hollywood-Blockbuster. Aus Struktursicht sind "Herr der Ringe", "Avatar" und "Krieg der Sterne" ein und die selbe Geschichte 😉
Ich kann nicht sagen, wieso uns die Geschichten nicht langweilen. Die Verkaufszahlen belegen es: Wir scheinen auf immer neue Aufgüsse der selben Basisgeschichte total abzufahren.
Eine mögliche Erklärung ist der Wiedererkennungseffekt und das Gefühl von Vertrautheit. Wir können uns darauf verlassen, dass wir – obwohl wir diese konkrete Geschichte nicht kennen – nicht über ein angenehmes Maß hinaus überrascht werden.
Das dürfen wir bei unseren eigenen Texten auch beachten: Bricht deine Geschichte mit strukturellen Konventionen, entsteht leicht eine unterschwellige Verwirrung beim Leser. Passiert das häufiger, wird das Lesen unangenehm und anstrengend.
Du darfst dir also die Frage stellen: Willst du ein Kunstwerk um seiner selbst Willen erschaffen oder einen Text schreiben, der für deine Leser eingängig ist?
Doch irgendwann kommt der Moment: Die Konzeption ist vorüber und du möchtest Überschriften kreieren, die deine Leser zum weiterlesen animieren oder deinen Text zur ersten Wahl zwischen Tausenden anderer Google Suchergebnisse macht.
Es gibt keine Regel.
Wenn es in den Lesefluss passt und neugierig auf den folgenden Absatz macht, kann „42? 42!“ eine gute Überschrift sein.
Anders gesagt: Was funktioniert hat Recht.
Also bitte nicht skalvisch an die folgenden Empfehlungen halten. Das hier ist nicht die Bibel. Es ist eine Sammlung von eigenen Erkenntnissen, Studienergebnissen und Naheliegendem, dass dennoch erwähnenswert ist, da es häufig übersehen wird.
Es geht immer um den Leser. Nicht um Dich.
Wenn du in diesem Kapitel nur eine Sache verinnerlichst, dann sollte es dies sein. Denn die meisten anderen Punkte bauen darauf auf.
Viele Autoren sind so von sich, der eigenen Geschichte oder dem Produkt begeistert, dass sie eines Vergessen: den Leser.
Denn dem geht es genauso. Er will, dass sich die Welt nur um ihn dreht. Und wenn du ihn gewinnen willst, schenkst du ihm genau dieses Gefühl. Naheliegend, oder?
Trotz der "ersten Regel" gibt es ein paar Empfehlungen, die sich ziemlich gut bewährt haben.
Dazu gibt es im Folgenden noch ein paar Tipps, die sich fast alle auf ein Ziel fokussieren: Neugierig machen auf die nachfolgenden Zeilen.
Das ist eine gute Frage. Vermutlich stellst du sie dir gerade auch. Und genau das ist der Zweck dieser Überschrift: Neugier wecken durch Fragen.
Tatsächlich ist es uns kaum möglich, über eine gestellte Frage NICHT nachzudenken.
Mit deinen Fragen kannst du also subtil und doch sehr gezielt die Gedanken deiner Leser lenken.
Ähnlich funktionieren absurd klingende Behauptungen. Auch hier geht sofort unsere innere Stimme an: "Hä? Ehrlich jetzt? Wie soll denn das stimmen können...?"
Und schon stecken wir mitten drin, in der Beschäftigung mit dem Thema.
Allerdings: Als Titel, so wurde herausgefunden, funktionieren Fragen nicht so gut. Doch mehr dazu weiter unten.
Zumindest, so lange du es nicht anwendest. Zum Beispiel könntest du provokative Aussagen in Überschriften verwenden.
Provokation ist ein scharfes Schwert, dass nur sehr bedacht eingesetzt werden sollte! – Wer lässt sich schon gerne dauernd provozieren?
Holger Theymann
Provokation als Stilmittel weckt auf, bricht kurz den Textfluss und öffnet den Geist für die kommenden Zeilen. (Die dann hoffentlich keine eintönige Fortsetzung des vorhergehenden Kapitels sind.)
Es ist ein Weckruf. Doch kein Mensch will dauernd geschüttelt werden. Passiert es zu häufig, schlägt die Wachheit in Genervtheit um und du verlierst deinen Leser.
Vage Aussagen, die zwar Input versprechen, ihn aber noch nicht enthalten, sind die dritte Möglichkeit.
Ich denke hierbei immer an Peter Falk als Columbo. Man konnte in der Serie darauf warten, dass sich Columbo, am Ende eines Gesprächs mit dem Hauptverdächtigen, im Gehen noch mal umdreht und die vernichtende Frage ankündigt mit einem "Ach... eine Frage hätte ich noch..."
Hier funktionieren auch Milton Sprachmuster. Also Generalisierung (etwas stark verallgemeinern), Tilgung (Teile der Information weglassen) und Verzerrung. (Eine unumstößliche Tatsache wird „untergeschoben“)
Jeder Coach? Vermutlich nicht. Doch die Überschrift impliziert es. (Generalisierung)
Hier ist die untergeschobene Vorannahme, dass du die Hauptüberschrift bereits überlegt hast. (Verzerrung)
Wer oder was? Weiß ich auch nicht. Das wurde getilgt.
Dennoch eine schöne Kombination aus Provokation und Tilgung. Gerade bei dieser Kombination ist es von großer Bedeutung, schnell aufzulösen, dass nicht der Leser gemeint ist.
Denn auch hier gilt: Kaum jemand mag das Gefühl, vielleicht gerade beleidigt worden zu sein. Das darf sich also sehr schnell aufklären.
Du glaubst es nicht? Dann betritt mal eine gut gefüllte Kneipe mit den wohlvernehmbaren Worten: "Du fauler, versoffener Idiot!!!" – Selbst wenn du direkt anschließend sagst: "Das hat sie allen Ernstes zu mir gesagt!", würde ich wetten, dass du nach dem ersten Teil augenblicklich sehr viel Aufmerksamkeit hast 😉
Nicht offensichtlich, (kaum jemand würde von sich sagen, dass er auf solche Überschriften eher anspringen würde) doch durch Tests mit vielen tausenden von Teilnehmern bestätigt: Auf solche Überschriften wird in Summe bis zu 5 mal häufiger geklickt.
Das scheint ein Phänomen zu sein wie die BILD Zeitung oder McDonalds. Niemand liest sie oder isst dort. Dennoch werden Millionenumsätze gemacht.
Überschriften mit Zahlen werden laut Untersuchungen über 3 mal so oft angeklickt wie Fragen und bescheren Dir somit noch mehr Leser.
Besonders gut funktionieren hierbei ungerade Zahlen – besonders die "magischen 3, 7, 13"
Auch Klammern erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass deine Überschrift einen potentiellen Leser überzeugt, Dir seine Zeit zu schenken.
Es gibt Schlüsselworte, bei denen wir besonders aufhorchen.
FunFact: Mit letzterem (Sex) kannst du übrigens deine Facebook-Reichweite in Sekunden auf ein Minimum reduzieren.
Holger Theymann
Auch hier: nicht übertreiben. Wir sprechen hier von dem Salz in der Suppe. Wir wollen sie ja nicht versalzen.
Überschriften helfen dir nicht nur, deinen Text zu strukturieren. Sie sind auch der rote Faden, der sich durch das geschriebene hindurch zieht. Ein roter Faden, der besonders für Scanner, die deinen Text nur überfliegen, zur Angelleine wird, mit der du sie in deinen Text hinein ziehst.
Es interessiert mich nicht, wie Du Dein Brot verdienst.
Ich will wissen, wonach Du Dich leidenschaftlich sehnst
und ob Du es wagst, Dich dem Verlangen Deines Herzens zu stellen.
Es interessiert mich nicht, wie alt Du bist.
Ich will wissen, ob Du es riskierst, wie ein Narr auszusehen
für die Liebe, für Deinen Traum und für das Abenteuer, am Leben zu sein.
Es interessiert mich nicht, welche Planeten im Quadrat zu Deinem Mond stehen.
Ich will wissen, ob Du das Zentrum Deines eigenen Kummers berührt hast;
ob Du aufgebrochen bist durch die Enttäuschungen des Lebens;
oder ob Du geschrumpft bist und Dich verschlossen hast
aus Angst vor weiteren Schmerzen.
Ich will wissen, ob Du mit Schmerz in Kontakt bleiben kannst,
mit meinem oder Deinem eigenen, ohne was zu machen
um ihn zu verstecken, zu zerstreuen oder zurechtzubiegen.
Ich will wissen, ob Du Freude ertragen kannst, Deine wie meine,
ob Du wild tanzen kannst und Dich von Ekstase füllen lassen kannst
bis in die Finger- und Zehenspitzen, statt uns zu ermahnen vorsichtig zu sein, aufzupassen,
realistisch zu sein und die Begrenztheit des Menschseins im Auge zu behalten.
Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die Du mir erzählst, wahr ist.
Ich will wissen, ob Du einen anderen enttäuschen kannst, um Dir selbst treu zu bleiben;
ob Du die Anschuldigung, ein Verräter zu sein, ertragen kannst,
ohne Deine eigene Seele zu verraten;
ob Du treulos sein kannst und daher vertrauenswürdig.
Ich will wissen, ob Du Schönheit sehen kannst,
selbst wenn Sie nicht hübsch ist jeden Tag.
Und ob Du Dein Leben aus seiner eigenen Gegenwart entspringen lassen kannst.
Ich will wissen, ob Du mit Versagen leben kannst, Deinem wie meinem, und immer noch am
Rand eines Sees stehen und dem Silber des Mondes zurufen kannst: ‚“Ja!“
Es interessiert mich nicht, wo Du lebst, oder wieviel Geld Du hast.
Ich will wissen, ob Du nach einer Nacht voll Kummer und Verzweiflung,
erschöpft und wund bis ins Mark, aufstehen und tun kannst,
was getan werden muß, um die Kinde zu füttern.
Es kümmert mich nicht, wen Du kennst und wie Du hierher gekommen bist.
Ich will wissen, ob Du mit mir mitten im Feuer stehen wirst ohne zurückzuschrecken.
Es interessiert mich nicht, wo, was und mit wem Du studiert hast.
Ich will wissen, was Dich von innen heraus aufrecht erhält, wenn alles andere abfällt.
Ich will wissen, ob Du mit Dir selbst allein sein kannst,
und ob Du wahrhaft Freude hast an der Gesellschaft,
die Du pflegst in jenen leeren Augenblicken.
ORIAH MOUNTAIN DREAMER
(Kanadische Schullehrerin)
Es war gestern. Ich saß auf einem dieser modernen, optisch schicken doch eher "mittel-gemütlichen" Plastikstühle, wie sie moderne Firmen immer häufiger in ihren Besucher-Zonen haben. Vermutlich um zu zeigen, wie unglaublich Hip sie sind. Und wo eher selten jemand drauf sitzt.
In diesem Fall war es die Google #Zukunftswerkstatt in München. Eine Tochterfirma von Google, die kostenlose Weiterbildungen rund um's Thema Marketing anbietet.
Ich saß dort nicht, weil die Stühle so bequem sind. Das ist offensichtlich. Ich saß dort, weil Fanny dort auf einem Adwords-Kurs war und ich sie abholen wollte. Außerdem gab es dort guten Kaffee, freies Internet, Kekse ("come to the dark side - we have cookies"???) Obst und auch sonst eine klasse Getränkeauswahl, zu der ich selbst, als Begleitperson und Babysitter, einfach eingeladen wurde.
Und ich konnte einmal wieder an mir selbst beobachten, wie viel es ausmacht, wenn ich einfach gastfreundlich empfangen werde, ohne dass ich gleich zu etwas verpflichtet bin. Ich merkte gleich: Ich würde gerne etwas zurück geben. Doch da war niemand, der etwas wollte. Auch niemand, der auf die Uhr sah und mich erinnerte, dass ich gerade seit 2h das Internet nutze oder schon den 3. Cappuccino trank. Wie angenehm!
Als "Digital Worker" hatte ich also Optimalbedingungen um gechillt "vor mich hin arbeiten" zu können. (Abgesehen von den Stühlen... Liebe Firma Google: Stühle dürfen auch bequem sein! Cool allein ist nicht alles. - Doch ich will hier nicht undankbar erscheinen. Es war toll, Euer Gast zu sein! Danke!)
Unterbrochen wurde ich nur von der erst etwas gelangweilt wirkenden Mitarbeiterin Jana, die sich aber schnell als sympathische und hilfsbereite Gesprächspartnerin entpuppte, die mir noch sehr weiterhelfen sollte.
Eigentlich sprachen wir gerade über das Geschäftsmodell der Zukunftswerkstatt und das Google sich über diese kostenlosen Schulungen sehr geschickt neue Nutzer ihrer Werbe-Dienstleistung heranzieht, als ich - mehr so im Nebensatz - erzählte, dass ich ja als Hypnotic Storyteller unterwegs bin und so Menschen helfe, Ihr Thema authentisch und auf den Punkt zu vermitteln. Eben ohne sich zu verbiegen und Fassaden Aufrecht erhalten zu müssen, die sowieso nur dazu führen, dass sie als Abziehbild eines Vertriebler-Clonkriegers wahrgenommen werden und niemand ihnen traut.
Jedenfalls erzählte ich davon und sie grinste und sah mich an... dann lachte sie.
Mein Redefluss stockte etwas, denn es war (in meiner Welt) keine besonders witzige Stelle...
Und sie erklärte mir, dass gerade heute Abend noch ein Storytelling-Workshop statt findet. Gehalten von einer hervorragenden Referentin... und ob ich nicht Bock hätte, da einfach mit zu machen und den Workshop mit meiner Hypno-Version von Storytelling zu bereichern.
Zufall?
War das eine Frage? Ich liebe Geschichten! Ich liebe es, davon zu erzählen! Und ich liebe es auch, mich mit anderen Profis darüber auszutauschen. Denn es kommt jedes mal wieder zu neuen Einsichten.
Ich wollte schon "YEAH!!! Count me in!" antworten, da kam ein anderer Gedanke: "Bin ich denn schon so weit, mal eben als Co-Referent mit einzusteigen? Bin ich wirklich schon so gut?"
Da waren sie wieder, die kleinen, gemeinen Selbstzweifel. "Bin ich denn gut genug? Kann ich mich mit der erfahrenen Storytelling-Referentin messen oder stelle ich mich blos? Und weiß ich denn überhaupt irgendwas, was jemanden interessieren könnte?"
Und dann lief etwas los, was Du vielleicht auch schon mal erlebt hast. Eine alte Angst wurde wachgerüttelt.
Schnell liefen alte Muster los und ich erlebte eine Erinnerung aus meiner Schulzeit wieder...Ich stand im Englischunterricht vorne. Ich sollte ein Referat halten. Und ich hatte ALLES vergessen. Ich redete mich um Kopf und Kragen... immer schneller... und mir fehlten immer mehr Worte. Und die Szene lief wieder ab... und wieder... immer größer und schneller... Und ich war voll in die Angst-Trance eingestiegen.
Jetzt bin ich NLP-Coach und Trainer und dann sowas? - Krass!
Und Ja: Ich bin auch nur ein Mensch, wie jeder andere. Und Doch: Ich bin ein Mensch, der weiß, was da in ihm passiert. Doch was hilft das Wissen, wenn der Film gerade mit full speed läuft? Ich hing in der Schleife fest. Augenblicke, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen.
"Wäre das nicht klasse?" Fragte mich plötzlich eine sehr ferne Stimme. Wo war ich? Ach ja, Google... Jana. Danke für die Unterbrechung!
Also veränderte ich mein inneres Erleben (nein - das wird jetzt keine Beschreibung der "Fast Phobia Cure" -> NLP-Ausbildung hilft ;)) Erwachte wieder aus meiner Panik-Erinnerung und entschied mich.
Wenig später lernte ich Dana von "Wildchild Innovation" kennen. Sie war die Referentin de Abends. Wir sprachen über unsere Storytelling Ansichten und Erfahrungen. Wir verstanden uns auf Anhieb gut und stellten sogar fest, dass wir beide den agilen Hintergrund teilen. Doch vor allem, dass wir gerade in der Google Zukunftswerkstatt Storytelling auf authentische Art wünschen. Keine Fassaden, sondern echt.
Doch dann passierte das Unglaubliche: Sie sagte "Und wenn ich so Spezialisten im Kurs habe, dann binde ich die natürlich auch voll ein" - Und ich wurde plötzlich wieder kleinlaut. Statt mit Ihr zu besprechen, wie wir uns die Bälle zuwerfen könnten, smalltakten wir noch ein bisschen. Und ich fühlte mich erleichtert.
Um es kurz zu halten: Es wurde eine tolle, kurzweilige Einführung ins Storytelling mit sehr vielen praktischen Anteilen. Besonders lohnenswert, wenn Du vielleicht gerade Deine Zielgruppe klärst oder Dir überlegst, wie Du Deinen Pitch noch verbessern könntest.
Dana band von den 27 Teilnehmern alle, die es erlaubten aktiv mit ein. So kam es zu vielen interessanten Beispielen und großartigen Inspirationen. Ich wurde nicht zum Co-Referenten, hatte aber, nach einer kurzen "Auftauphase", viel Spaß daran, meine Erfahrungen aus der Hypno-Ecke mit einzubringen und so doch noch etwas "zurückgeben" zu können. Und ich tat es gerne. So viel, dass ich gegen Ende doch noch das Gefühl hatte, als ein, wenn auch etwas feiger, Co-Trainer dabei zu sein.
Mein persönliches Highlight war – neben der Bestätigung, was ich doch schon alles weiß – als Experte für Hypnotic Storytelling an vielen Stellen kleine Anekdoten und ergänzende Sichtweisen liefern zu können, die (so mein Eindruck) für einige der Teilnehmer auch echt hilfreich waren. Die Nachfragen und Gespräche in den Pausen sollten mir diesen Eindruck dann noch bestätigen.
Und ich bedauerte bereits im Verlauf des Kurses sehr, nicht "richtig" als Trainer dort gewesen zu sein. Denn das Teilen meines Schatzes habe ich in vollen Zügen genossen. Eines ist klar: Nächstes Mal springe ich sofort begeistert auf. YEAH!!! Count me in!
Denn was soll denn dieses Zögern? Ich habe noch Angst vor dem Versagen. Klar. Und ich habe gelernt, dass ich da noch was bearbeiten darf, wenn ich mir nicht selbst im Weg stehen will.
Nach einer langen Fahrt durch die Nacht, sitze ich hier heute mit einem kalten Glas Wasser an meinem Rechner und schreibe diese Zeilen. Der Stuhl ist bequem aber optisch langweilig, doch bin ich seit gestern wieder ein paar cm gewachsen. Ich lebe noch. Und es geht mir gut. Doch wie würde es mir gehen, wenn ich echt in den Ring gestiegen wäre? Richtig hervorragend!
Emma Coats, ehemalige Story Designerin bei Pixar, hat ihre Learnings aus ihrer Zeit bei Pixar getweeted. Das Ergebnis: Eine Reihe aus 22 knappen Regeln für Storyteller, wie ansprechende Geschichten erzählt werden. Hier die Pixar's 22 Storytelling Regeln von Emma Coats (original in englisch) mit Übersetzung und Interpretation:
"Du bewunderst an einem Charakter stärker seine Bemühungen als seinen Erfolg."
Es ist wundervoll eine Geschichte zu lesen, in der der Held kämpft und den Sieg heim trägt. Doch menschlich und liebenswert macht Ihn das nicht. Im Gegenteil. Liebenswert sind die missglückten Versuche. Die Momente, in denen der Held sein Bestes gibt, obwohl die Chancen schlecht stehen oder sogar klar ist, dass er diesen Kampf verlieren wird. Doch er geht raus und kämpft für sein Ideal (oder eben den Wert, für den der Held kämpft), denn das machen Helden eben so.
Diese Überzeugung und die Aufopferungsbereitschaft sind es (meiner Meinung nach) die uns als Publikum besonders faszinieren und begeistern. Vermutlich weil die meisten von uns dies in ihrem täglichen Leben vergeblich suchen und es uns doch trotz unserer Angst das Gewohnte, Sichere verlieren zu können, herbeiträumen. Eben auch mal ein Held sein.
"Du musst Dich auf das konzentrieren, was für Dich als Publikum interessant wäre. Nicht was Dir als Autor Spaß machen würde. Das kann weit auseinander liegen."
Ich kenne es aus dem Marketing mit andern Worten: "Der Wurm soll dem Fisch schmecken, nicht dem Angler".
Klar wollen wir als Autoren Spaß am Schreiben haben. Ich als Hypnotiseur liebe es mit meinen Techniken zu spielen, Loops und Metaphern zu kombinieren.... Doch wenn mein Klient auf der Liege mich dabei nur skeptisch anschaut, dann ist eines klar: ich bin am Ziel vorbei geschossen.
Als Autor ist es das Gleiche: Egal wie kunstvoll Du die Charakterentwicklung Deines Lieblings-Helden verkünstelst. Wenn es die Geschichte langatmig und schwer zu lesen macht, dann war's das eben nicht.
Hierbei ein schöner Tipp (ebenfalls aus meiner Zeit im Marketing):
Frag Dich vorher, wer Dein Publikum ist und erschaffe Dir Avatare. Avatare (oder Personae) sind typisierte Personen aus Deinem Publikum. Wenn ich beispielsweise für Rentner schreibe, dann erschaffe ich mir 3 Rentner Avatare, wie sie in meinem Publikum vorkommen könnten. Z.B. die allein wohnende Emma, die mit ihren 5 Katzen in ihrer 4 Zimmer Wohnung lebt, seit die Kinder aus dem Haus sind (die alle paar Wochen mal zu Besuch kommen) und der Mann bereits verstorben ist.
Wenn Ich schreibe, klebe ich mir Bilder dieser 3 Personea an den Monitor und schreibe für sie. Ich frage mich regelmäßig: Was würde Emma sagen. Was Karl-Friedrich...?
"Der Geschichte eine tiefere Bedeutung geben zu wollen ist wichtig. Doch Du wirst erst erkennen, worum Deine Geschichte wirklich geht, wenn Du fertig bist. Jetzt schreib sie neu!"
Es ist so gemein, wie auch wahr. Die erste Version Deiner Geschichte ist nur ein Entwurf. Als ich diese Pixar Storytelling Regel zum ersten mal gelesen habe, dachte ich "Klasse. Das ist nicht mein Problem! Ich arbeite immer mit einem Entwurf, bevor ich schreibe." – doch das rettet mich nicht. Wenn ich mit der ausformulierten Version der Geschichte fertig bin, erkenne ich häufig erst eine viel passendere tiefere Bedeutung meiner Geschichte und kann sie entweder so akzeptieren, oder eben - mit dem neuen Thema im Sinn - neu schreiben.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich meine eigenen Fiktionen verselbständigen...
Daher bemühe ich gerne den großartigen Ausspruch "Try -> Fail -> Try again -> Fail better..."
"Es war einmal......... Jeden Tag........ Eines Tages........ Deswegen........ Deswegen........ Bis schlussendlich........"
Eine stark vereinfachte Formel für die inhaltliche Struktur einer Geschichte.
Es war einmal........: Einführung des Settings und des Protagonisten.
Es war einmal ein frecher Junge namens Jens.
Jeden Tag........: Einführung seines Alltagsverhaltens. Jens ging zur Schule.
Jeden Tag auf dem Weg zur Schule kam er an einem Karpfenteich vorbei, in den er jeden Morgen hineinpinkelte. Ein paar mal hätte Ihn der Karpfenzüchter schon fast erwischt, doch Jens war noch immer entwischt.
Eines Tages........: Hier ist der 1. Plotpoint. Irgendetwas verändert den gewohnten Ablauf und bringt die Ereignisse in Gang.
Eines Tages, als Jens wieder in den Weiher gepinkelt hatte und sich gerade wieder auf den Weg zur Schule machen wollte, hörte er hinter sich eine liebliche, unbekannte Stimme....
Deswegen........Deswegen........: Jetzt folgt ein Ereignis dem Anderen. Der Mittelteil oder auch 2. Akt der Geschichte (nach 3-Akt-Struktur) ist der Teil, in dem der Held seinen Herausforderungen begegnet, seinen inneren und äußeren Konflikt austrägt, innerlich reift und schließlich herausfindet, wie der zentrale Konflikt gelöst werden kann. Dies repräsentiert den 2. Plotpoint und leitet den 3. Akt und Schluss ein.
Jens wird von der Karpfenkönigin in ihre Welt entführt, erlebt diverse Abenteuer aus der Sicht der Karpfen und lernt Demut.
Bis schlussendlich........: Hier findet die Geschichte ihren Abschluss. Der Konflikt wird abschließend gelöst. Held und Umfeld kehren in einen stabilen Alltag zurück.
Jens gewinnt den Wettstreit mit dem Feind der Karpfen und kehrt aus dem Weiher zurück. Die Welt der Karpfen ist gerettet Jens hat sich weiterentwickelt und ist zu einer neuen Persönlichkeit gereift. Nun wird er wohl nie mehr in den Teich pinkeln, hilft jetzt sogar dem alten Karpfenzüchter, der sich zwar wundert, aber dankbar ist.
"Vereinfache. Fokussiere. Wirf Charaktere zusammen. Überspringe Wiederholungen. Es mag Dir vorkommen, als würdest Du wertvollen Kram verlieren, doch es befreit Dich."
Ein Kollege hat es mal so schön auf den Punkt gebracht: "Alles raus, was keine Miete zahlt!" Szenen, die durch ihr Verschwinden kein unverzeihliches Loch in der Geschichte hinterlassen sind entbehrlich. Und was ich in den Regiekommentaren von "Keinohrhasen" von Til Schweiger lernen durfte (Ich würde wetten, dass auch er die Pixar Storytelling Regeln befolgt): Selbst Erklärungslücken in der Entwicklung sind häufig durch ihr Ergebnis selbsterklärend und können entfallen.
Kurz: Alles in Deiner Geschichte sollte für die Message, die Du vermitteln willst und den Kern Deiner Geschichte unerlässlich sein. Wenn nicht: raus damit. "Reduce to the Max."
"Was kann Dein Charakter gut, womit fühlt er sich wohl? Konfrontiere sie mit dem Gegenteil davon. Fordere sie. Wie kommen sie damit zurecht?"
Wenn Du eine Geschichte über einen Buchhalter schreibst, dann kannst Du ihm natürlich eine knifflige Abrechnung vorlegen, die er meistert. – Das wäre jedoch gähnend langweilig. Erst wenn Du Ihn mit Situationen konfrontierst, die für Ihn vollkommen fremd sind, wird es für das Publikum witzig.
Wie rettet er sich aus dem Amazonas? Schmeißt er dem Alligator seinen Aktenkoffer mit den Belegen in den Rachen, um Zeit zur Flucht zu gewinnen? Wächst er in einer für ihn vollkommen fremden Welt über sich hinaus?
Action für die Couch-Potatoe, Rätsel für den Muskelmann...
"Schreib das Ende vor dem Mittelteil. Ernsthaft. Enden sind schwierig. Sorge frühzeitig dafür, dass Deines funktioniert."
Um Dich im Mittelteil optimal auf das krönende Finale zuarbeiten zu können, musst Du schon mal wissen, wie das Ende aussehen soll. Es wäre ärgerlich, wenn Du nach einem großartigen Mittelteil plötzlich ein paar Haken schlagen musst um noch ein akzeptables Ende zu schaffen. Denn das Ende prägt die Erinnerung an Dein Werk maßgeblich.
Dazu kommt: Anfang und Ende bestimmen den Konflikt und die Lösung des Konflikts. Das muss passen. Ich kann kann ja auch nicht mit dem falschen Schlüssel meine Haustür öffnen. Auf welchem Weg ich dagegen nach Hause gehe, das spielt hierfür keine große Rolle.
"Beende Deine Geschichte, gib sie frei, auch wenn sie nicht perfekt ist. In einer idealen Welt wäre sie beides [fertig und perfekt]. Aber geh weiter und mach es nächstes Mal besser."
Steve Jobs soll mal zu seinem Team (den Entwicklern des Macintosh 1983) gesagt haben "Echte Künstler können liefern."
Wenn ich an jeder Geschichte arbeite, bis sie perfekt ist, würde ich vermutlich in meinem ganzen Leben meine erste Geschichte nicht abschließen... und könnte noch viel sicherer davon nicht leben.
Dabei werden wir doch mit jeder Geschichte durch die Erfahrungen besser... jeder Rückschlag ist eine Erfahrung, die uns weiter bringt. Also: Schreibe so gut Du es zu diesem Zeitpunkt kannst. Und dann lass los, veröffentliche. Und nimm die Ideen und Lehren mit für Dein nächstes Projekt.
"Falls Du mal stecken bleibst: mach eine Liste was keinesfalls als nächstes passieren kann. Sehr häufig taucht Deine Lösung hierbei einfach auf."
Selbst diejenigen unter uns, die eher procedural unterwegs sind (also sehr geordnet, Eines nach dem Anderen machen) können gar nicht anders. Auch ihr Gehirn assoziiert. Und genau das machen wir uns zu nutze, wenn wir dieser Pixar Storytelling Regel folgen: Wir beschäftigen uns mit den Dingen, die nicht passieren können oder sollen oder dürfen.... und unser Gehirn liefert uns noch jede Menge Ideen dazwischen.
Es ist das gleiche Prinzip, dass beim Brainstorming funktioniert. Auch hier wird nicht kritisiert oder eine Idee verworfen. Nein. Sie werden alle wertgeschätzt und notiert. Und so konditionieren wir unser Hirn, noch weitere und noch kreativere Vorschläge auf den Tisch zu packen. Und dann ist sie plötzlich da: Die Lösung.
"Nimm die Geschichten, die Du magst auseinander. Das was Du in ihnen magst ist ein Teil von Dir. Du musst das erkennen, bevor Du es verwenden kannst."
Dies ist ein sehr philosophischer Ansatz, den ich überaus schätze. Er basiert auf den Spiegelgesetzen bzw. den Spiegelneuronen. Vereinfacht ausgedrückt: Es kann Dich nur emotional berühren, was bereits ein Teil von Dir ist.
Wenn also eine Szene in einem Film oder einer Geschichte Dich besonders berührt – hierbei ist ausdrücklich positiv wie auch negativ gemeint – dann weist das auf einen Teil Deines Charakters hin. Und es ist eine tolle Chance, dort genauer hin zu sehen. Denn erst wenn Du verstehst, was Dich triggert und wieso es das tut, dann kannst Du diese Prinzipien selber anwenden.
"Sie auf Papier zu bringen hilft Dir sie klar zu bekommen. Wenn Deine Geschichte nur als perfekte Idee in Deinem Kopf bleibt, wird sie nie jemand erfahren."
Dieser Pixar Storytelling Regel gibt es nicht viel hinzuzufügen. Mir hilft es, wenn ich die Ideen, die sich in meinem Kopf bereits fertig anfühlen, auf Papier bringe noch aus einem weiteren Grund: Es bewirkt, dass ich mich festlege und meine Ideen, die oft noch kleine Variationen enthielten, nach der Fixierung plötzlich doch Lücken offenbaren, die mit in meinem Kopf noch nicht aufgefallen waren.
Daher: Fix it or leave it.
"Verwirf die erste Sache, die Dir in den Sinn kommt. Ebenso die zweite, dritte, vierte, fünfte... Bekomm das Offensichtliche aus dem Weg. Überrasche Dich selbst."
Willst Du Dich immer weiter entwickeln? Mit jeder Geschichte besser werden? Dann ist diese Regel Dein Freund! Mit ihr erweiterst Du Deine kreative Bandbreite. Denn unser Hirn liebt bekannte Wege. Und wenn es ein mal schon gut geklappt hat, dass der Flüchtende in seiner Tasche überraschend ein Tool findet, dass ihm jetzt hilft, dann liegt es in unserer Natur, diese Struktur wieder und wieder verwenden zu wollen.
Doch wenn ich als Dein Leser das in jeder Geschichte wieder entdecke, dann warte ich irgendwann immer gelangweilter nur noch auf den lösenden Griff in die Tasche. Nicht gut.
Und ganz nebenbei: Wir entwickeln unsere Geschichten doch nicht nur für das Publikum. Uns selber darf es doch auch Spaß machen 🙂
Also verwirf mal die für Dich naheliegenden Ideen und überrasche Dich selbst, was noch alles in Dir steckt!
"Gib Deinen Figuren Meinungen. Passiv und gleichgültig mag liebenswert wirken, während Du schreibst, doch es ist Gift für Dein Publikum."
"Wieso musst Du genau diese Geschichte erzählen? Was ist die Überzeugung, die tief in Dir brennt, die diese Geschichte nährt? Das ist ihr Herzstück."
"Wärest Du Dein Charakter in dieser Situation: wie würdest Du Dich fühlen? Ehrlichkeit verleiht unglaublichen Situationen Glaubwürdigkeit."
"Was steht auf dem Spiel? Gib uns einen Grund dem Charakter die Daumen zu drücken. Was geschieht, wenn sie keinen Erfolg haben? Sorge für ausreichend Gegenwind."
"Keine Arbeit ist je verschwendet. Wenn es nicht funktioniert, lass es gehen und geh weiter. Es wird eines Tages wieder nützlich sein."
Upcycling ist in aller Munde. Ob Messenger Bags aus alten Feuerwehr-Schläuchen oder Lampenschirmen aus verformten Schallplatten, man kann aus so vielem, was für den Müll bestimmt war, noch eine neue Verwendung finden.
So ist es auch mit Deinen geschriebenen Szenen, die leider keinen Platz in der aktuellen Geschichte mehr haben. Sie waren so witzig und tiefgreifend und einfach perfekt. Und dann merkst Du beim Überarbeiten, dass die Szene - so schön sie auch ist - einfach den Fluss der Gesamten Geschichte stört. Und es wird klar: Sie muss gehen.
Doch das muss kein Abschied auf ewig sein. Lege sie unter einer treffenden Kurzbeschreibung ab und Du findest sie später auch wieder, wenn du eine neue Geschichte schreibst und Dich erinnerst: "Da habe ich doch mal was tolles geschrieben...". Und schwupp, bekommt die Szene eine zweite Chance.
"Du musst Dich selbst kennen: der Unterscheid dazwischen, Dein Bestes zu geben und zu wurschteln. Geschichten schreiben heißt Testen, nicht weiterentwickeln."
Ich muss leider gestehen: Mit dieser Pixar Storytelling Regel hadere ich selber noch ein wenig. Und vielleicht verstehe ich sie einfach nicht richtig. Doch in meinen Augen – und da kommt vielleicht der ScrumMaster in mir durch – leben gute Geschichten von Test UND Weiterentwicklung.
Ich käme nicht im Traum auf die Idee, eine Geschichte unverändert zu belassen, wenn sie bei meinem Publikum wiederholt nicht ankommt. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
Doch bleibe ich dabei immer den Grundsätzen des agilen Storytellings treu: Schreiben –> Test –> Feedback einbinden –> Test –> Feedback einbinden ........ Wobei die ersten Testläufe intern sind (also ich, der meine Geschichte liest). Viel wesentlicher sind hier die externen Tests – also mit einem kleinen Publikum, dass bereit ist ehrliches (und ggf. auch vernichtendes) konstruktives Feedback abzugeben.
Die Wichtigkeit von ehrlichem Feedback, kann man gelegentlich bei "Popstars" oder "Deutschland sucht den Superstar beobachten" wenn Menschen auftreten, bei denen ich mich nur frage: Haben die keine Freunde, die ihnen ehrlich sagen: "Sorry... Du kannst nicht singen." (Auf der anderen Seite könnte sich die Nation dann nicht daran ergötzen, wie der Traum dieses armen Würstchens platzt...)
Also: Sorgt bei Euren Testern für Klarheit: Ihr wollt nicht gelobt oder in Watte gepackt werden, sondern Ihr wollt wissen, was gut war und was einfach nicht passt.
"Figuren durch Zufälle in Probleme zu bringen funktioniert großartig. Sie durch Zufälle wieder heraus zu holen ist beschiss."
Rückblickend waren es wohl die enttäuschendsten Momente im Kino, wenn die Spannung auf dem Höhepunkt war und plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, Das Problem sich in Luft auflöste... Der Großvater fährt – ohne dass er etwas von der Szenerie weiß – mit seinem Trecker durch die Wand und Pfählt dabei zufällig gleich noch den mächtigen Vampir, gegen den die Protagonisten gerade chancenlos unterliegen würden.
In solchen Situationen denke ich mir "Will der mich denn verarschen?" Denn es ist einfach enttäuschend, wenn man miträtselt und mitfiebert und einem dann das wundervolle Gericht, dass da aufgetragen war, einfach vor der Nase weggezogen wird. Gelöst durch Zufall? Dem Privatdetektiv fällt die Pistole herunter, es löst sich ein Schuss der... ja was?
"Übung: Nimm die Bausteine eines Filmes, den Du nicht magst. Wie würdest Du sie neu anordnen um etwas zu erhalten, dass Du magst?"
Das ist spannend. Und es macht auch einen Schlechten Film (oder eine schlechte Geschichte) zu etwas sinnvollem.
Statt Dich also nach dem nächsten wenig inspirierendem Film verärgert aus dem Kino zu gehen: Überlege Dir, ob man aus dem Vorhandenen nicht vielleicht doch noch eine gute Geschichte hätte machen können? So wird aus der Zeitverschwendung wenigstens noch eine hilfreiche Übung. Und - wer weiß - vielleicht ja sogar noch eine gute Geschichte?
Was ein Block ist, definierst Du. Und es ist auch ausdrücklich erlaubt, ganze Blöcke zu verwerfen.
Viel Spaß beim Puzzeln!
"Du musst Dich mit Deinen Situationen und Charakteren identifizieren. Du kannst nicht einfach 'cool' schreiben. Was würde Dich dazu bringen so zu handeln?"
Die Versuchung ist groß: Jeder will coole Charaktere. Irgendwie ist das Schreiben und Geschichten erzählen doch eine Chance ein zusätzliches Leben zu leben. Und wie naheliegend wäre es, von dem smarten, coolen Typen zu erzählen, der immer den richtigen Ton trifft, schick aussieht und natürlich stets super cool reagiert?
Naja. Vielleicht doch nicht. Bereits wenn ich hier davon schreibe, drehen sich mir die Fußnägel hoch...
Versuche in die Haut Deines Charakters einzusteigen. Ich als alter Rollenspieler habe es da leicht. Doch auch Dir gelingt das ganz einfach, wenn du Dich dessen besinnst, was Deinen Charakter zu dem gemacht hat, was er gerade ist. Was ihn antreibt, was er fürchtet. Was fühlt er gerade und wie nimmt er seine Umwelt wahr?
Wie würdest Du nun die Situation wahrnehmen, in die Du ihn wirfst? Was wäre nötig, damit Du so reagieren würdest, wie Du es gerade für Deinen Charakter planst?
"Was ist die Essenz Deiner Geschichte? Auf wenige Worte zusammengefasst? Wenn Du das weißt, kannst Du darauf aufbauen."
Du hast sicherlich von Elevator-Pitches gehört? Stell Dir vor, Du steigst zufällig mit einem potentiellen Kunden in einen Aufzug. 15 Stockwerke. Nach kurzem Schweigen, fragt er: "Na, und was machen sie so?" Und Du hast noch 30sec, um Ihm klar zu machen, dass er sich heute Abend verfluchen würde, wenn er nicht Deine Visitenkarte eingesteckt hätte.
Du hast 30sec um Ihn zu interessieren, begeistern und Ihm klar zu machen, dass Du die Lösung seines größten Problems bist.
Da kannst Du entweder extrem schnell sprechen (keine so gute Idee) oder die Dinge auf eine sehr knappe und treffende Story reduzieren, die Du so präzise vortragen darfst, dass diese Geschichte unvergesslich wird.
Ein hier viel bemühtes Beispiel aus der Filmbranche ist der Pitch für den Kinofilm "Alien": "Der weiße Hai im Weltraum" (oder im Original: "Jaws in Space")
Was ist die Essenz Deiner Geschichte? Was sind die paar Sätze, die die wahre Message dahinter tragen?
Du hast Dich durch all diese inspirierenden Pixar Storytelling Regeln von Emma Coats gearbeitet und wünschst Dir noch tiefer in die Materie ein zu steigen?
Was, wenn ich Dir sage, dass es einen Kurs von Pixar gibt: Pixar Storytelling kostenlos
Eine Geschichte zu schreiben ist der Traum vieler Menschen. Und es ist gar nicht schwer. Wenn du diese 8 Storytelling Tipps befolgst, wird es dir deutlich leichter fallen, begeisternde Geschichten zu schreiben. (Ich habe ergänzende Videos eingebunden - die sind allerdings leider alle auf englisch.)
Ganz ehrlich: Das Setting beeinflusst alles in deiner Geschichte. Vom Schreibstil, den Dialogen, bis hin zu dem, was an Werten und Annahmen in der Gesellschaft existieren.
Als Storyteller bist du frei, dir ein beliebiges Setting auszudenken, oder auch eine Geschichte in eine Welt oder Zeit zu setzen, die deinem Publikum bereits vertraut ist. Also wähle eines, in dem du dich auch wohl fühlst. Hier beginnt bereits die Fragestellung:
Was willst du erreichen? Sollen sich alle Leser oder Zuhörer offen auf etwas unbekanntes einlassen müssen? Oder möchtest du, dass sie sich schnell in eine vertraute Umgebung einfinden und sich schnell heimisch fühlen?
https://youtu.be/DuHb9b_ykhM
Ja, wirklich. Wenn du deine Geschichte entwirfst, solltest du möglichst früh schon genau wissen, wie sie endet.
Nicht nur hast du dann ein klares Ziel in deiner Story, dass dich wie ein Leitstern führt, auch hast du Gewissheit über das Ende. Du kannst nicht mitten im Schreiben in die Unsicherheit verfallen, wie das Ende wohl werden wird, oder nach 300 Seiten merken, dass du langsam zum Schluss kommen solltest und ein "Hau-Ruck-Ende" schreiben.
Wenn dir schon früh klar ist, wie die Geschichte endet, gibt es der ganzen Geschichte Sicherheit. Genauer: Es gibt dir als Autor Sicherheit. Denn das großartige Ende, dass du dir ausgedacht hast, hast du ja bereits fertig 🙂
Geschichten handeln von Menschen. Egal ob dein Thema Umwelt, Organisationsstrukturen oder Politik ist. Geschichten handeln von Menschen. Nur dann können wir uns mit dem Protagonisten identifizieren und uns emotional berühren lassen. (Und auch Haustiere, Roboter oder Aliens in den Hauptrollen werden vermenschlicht. Genau aus diesem Grund.)
Doch wie schaffen wir solch eine emotionale Verbindung?
Das Zauberwort heißt "Rapport". Rapport ist, wenn du im Gespräch mit einem Anderen, plötzlich bemerken, dass ihr gleichzeitig nach dem Wasserglas greift oder die selbe Körperhaltung eingenommen habt.
Dieses Prinzip funktioniert auch in der Geschichte: Es geht darum, Gemeinsamkeiten zwischen Leser und Protagonisten zu entwickeln oder zumindest Raum dafür zu lassen.
Ein beliebter Fehler unter Autoren ist es, dem Publikum den Protagonisten in allen Details sowie all seine Ideen und Beweggründen erklären zu wollen, da es (das dumme Publikum) sonst ja nicht versteht.
Nichts tötet eine Geschichte erfolgreicher!
Denn:
Gib deinem Protagonisten eine klare Stärke und eine klare Schwäche (beide können, aber müssen ihm nicht bewusst sein). Gib ihm eine starke Motivation und eine Meinung. Vielleicht noch eine sympathische Eigenheit oder Marotte. Doch lass es nicht zu komplex werden.
Die Würze der Charakterentwicklung ist es, wenn der Protagonist im Verlaufe der Geschichte eine seiner Haupteigenschaften verändert. Z.B. Wenn jemand, der extrem misstrauisch ist, sich überwindet einer Schlüsselfigur zu vertrauen. Dies kann sehr effektvoll am 2. Plotpoint geschehen, wenn die Spannung ihren Höhepunkt erreicht.
Ganz allgemein ist die Charakterentwicklung meines Erachtens eines der wichtigsten Elemente einer guten Geschichte. Doch mehr dazu an anderer Stelle.
Kennst du diese Geschichten, bei denen nach einer Stunde noch immer die wichtigsten Hauptpersonen vorgestellt werden? Oder Bücher, in denen du in jedem Kapitel neue Namen lernen musst?
Das ist ja nicht pauschal falsch. Und es mag komplexe Geschichten geben, bei denen das nicht anders möglich ist, Doch es nimmt der Geschichte ihre Verständlichkeit und die Leichtigkeit. Und mit dem holprigerem und anstrengenderem Lesefluss steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass dein Leser diese schwere Lektüre beiseite legt und sie lieber zur Erhöhung der Wärmedämmung verwendet - Kurz: sie ins Bücherregal zurück stellt.
Daher frage dich bei jeder neuen Person, die du in deine Geschichte einbinden willst:
A) Bringt sie einen essenziellen Mehrwert, der auf den Hauptplot gerichtet ist?
B) Hätte die Geschichte ein Loch, wenn diese Person nicht auftritt?
Solltest du beide Fragen mit einem klaren "Ja" beantworten können: Go for it!
Falls nicht: Lass Person und Szene weg. Ja. Auch wenn die Idee für die Szene mit der Person noch so genial ist. Du musst sie ja nicht komplett vergessen. Es gibt immer eine andere Geschichte, in der du die beiden Fragen oben mit einem klaren "Ja" beantworten kannst. Leg sie einfach in deine "Coole Szenen Schatztruhe". Und es gibt ja noch:
C) Könnte möglicherweise eine bereits vorhandene Person die Rolle übernehmen, die du für diese neue Person im Kopf hattest?
Denn wie oft ist es einfach eine grenzgeniale Szene, die mir vorschwebt die "natürlich" einen perfekt dazu passenden Charakter benötigt... die ich nach gründlicher Überlegung auch mit einem der bereits vorhandenen Charaktere besetzen kann. Und hier gilt wirklich der Storytelling Tipp: Weniger ist mehr!
Hierzu auch wieder ein sehr schönes Video, dass diesen Punkt wunderbar erläutert:
https://youtu.be/v0CL4lTYP1M
Lass es uns ganz unverblümt betrachten: Die Aufmerksamkeitsspanne unseres Publikums ist extrem kurz. Das bedeutet: Passiert das, was das Publikum erwartet, ist es weg. Deine Geschichte verschwindet im Rauschen der vielen anderen Informationen, die täglich auf uns einprasseln.
Dein Publikum muss sich also bei jedem Satz fragen: "Wie geht es wohl weiter? Wie kommt der Held da bloß wieder heraus?" Und es muss klar sein, dass die Vorahnung, die dein Leser hat, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ins Schwarze trifft - zumindest nicht ganz. Wir wollen zwar vertrautes wiederfinden und erleben... doch eben nicht gelangweilt werden.
Um eine fesselnde Geschichte zu erzählen, müssen wir also die Neugier anheizen. Es muß nicht immer der Erzfeind sein, der dem Helden einheizt. Probleme können überall auftauchen: Der offene Schnürsenkel oder Lippenstift auf den Zähnen können im falschen Moment zu echten Problemen werden. Dazu kommt:
Es muss auch nicht immer alles absolut logisch sein. Schließlich wollen wir in Geschichten unterhalten (und unterhalten werden). Da wollen wir keine wissenschaftlichen Abhandlungen, sondern Spaß.
Es sind also die überraschenden Wendungen, die "twists and turns", die deiner Geschichte den Drive geben.
Klar oder? Du brauchst also Probleme, Hindernisse, Überraschungen, Verräter und überraschende Verbündete. Sie sind der Treibstoff deiner Geschichte.
Und nicht vergessen: Du bist der Erzähler. Du bist der Gott deiner Geschichte. Wenn sie spannend und flüssig ist, fragt niemand mehr nach dem "Wieso?". Sieh dir einfach ein paar der aktuellen Hollywood-Blockbuster an und achte mal ganz bewusst auf die logischen Stränge... Also... Falls du sie findest 😉
Doch das kommt mit einem ABER: Du darfst jederzeit durch, an den Haaren herbeigezogenen Zufällen, den Helden in die Sch... reiten, um die Spannung zu steigern. Doch nie, nie, NIE darfst du Ihn durch einen puren Zufall retten. Deine Geschichte verliert sonst sofort massiv an Glaubwürdigkeit. (Siehe auch: Pixar Storytelling Regel #19)
Lasse dein Publikum die Geschichte erleben. Male Ihnen Bilder. Lasse sie den Konflikt spüren und das kreischen der Sirenen hören.
Wir erwarten von einer guten Geschichte Kopfkino. Das bedeutet:
Lass deine Figuren aktiv sprechen. Und gib ihnen ihren eigenen Sprachstil, der durchaus der Situation angepasst sein darf. Beschreibe was es wahrzunehmen gibt, doch überlasse deinem Publikum die Interpretation
"Der Mann in der Ecke war wütend" ist etwas anders als "Der Mann in der Ecke ballte seine Fäuste, dass die Knöchel weiß hervortraten"
Dazu gehört auch, dein Publikum nicht alles auf einmal wissen zu lassen. Wie Andrew Stanton von Pixar in seinem Ted Talk so schön sagt: "The audience wants to work for their meal."
https://youtu.be/KxDwieKpawg
"Planting and Pay off" nennt sich ein Prinzip in der Dramaturgie, bei dem der Autor früh in der Geschichte Details einfließen lässt, die später erst eine Rolle spielen.
Das können Ideen, Baupläne, Tipps und Tricks, oder das Wissen um eine fiese Allergie des Kumpels, der sich später zum Antagonisten entwickelt, sein.
Häufig sind es die Tools, die uns den entscheidenden Vorteil bringen.
Lass deinen Helden Ressourcen finden, die ihm später helfen, auch wenn zum Zeitpunkt des Findens der spätere Nutzen noch nicht offensichtlich ist. Wenn der Held plötzlich im dunklen Raum gefangen ist, erinnert sich der Leser oder Zuhörer meist sehr schnell an das Licht-Ding, dass der Held ein paar Szenen zuvor noch achtlos in die Tasche gesteckt hatte. Und das gibt ein gutes Gefühl. Eingepacktes Essen, Geld, Zauberringe, USB-Sticks etc. Was auch immer später noch der unerwartete Retter in der Not werden soll.
Aber auch hier: Verschwende keine Storytime mit Dingen, die keine Rolle mehr spielen werden. Der Leser oder Zuhörer erwartet es und wird enttäuscht sein, wenn das offene Ende bleibt.
https://youtu.be/gbD51FVaHXU
Eine wirklich gute Geschichte hat eine Message. Es gibt in der Geschichte einen "AHA-Effekt", eine Erkenntnis, die auch das Publikum inspiriert oder aufrüttelt. Einen Moment, in dem wir eine Parallele zwischen der Geschichte und unserem eigenen Leben entdecken und dass wir manche Dinge vielleicht in Zukunft anders tun könnten.
Und falls es das noch nicht war: Wenn die Geschichte vorbei ist, sollte ein Frage immer klar zu beantworten sein: "Wozu eigentlich?" Wozu habe ich mir eigentlich die Zeit zum Lesen dieser Geschichte genommen?
Denn lass uns ehrlich sein: Nutzlosen Schund gibt es genug. Daher halte ich es mit Ghandi: "Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen willst."
Wenn du nur einen dieser Storytelling Tipps für deine nächste Geschichte umsetzt: nimm diesen!
Doch wie ist es mit dir? Fehlt dir hier noch ein guter Tipp?
Schreib gerne deine Meinung oder deinen Tipp in die Kommentare!
Die 20 Storytelling Masterplots nach Prof. Ronald B. Tobias – also Plot Blueprints oder Handlungs Vorlagen – sind die optimalen Inspirationsquellen, wenn du Geschichten schreiben willst, gerade aber noch überlegst wie die Struktur deiner Geschichte überhaupt aussehen soll.
Ronald B. Tobias, seines Zeichens Professor für Theater und Medien an der Montana State University, beschreibt in seinem praxisnahen Buch "20 Master Plots, and how to build them" (auf Amazon kaufen) die zwanzig verbreitetsten Plots für Geschichten.
Die Idee hinter Tobias' 20 Masterplots ist, dass fast alle spannenden Geschichten ein Handlungsschema – oder eben einen Plot – aufweisen, der sich an einer von 20 typischen Handlungen orientiert.
Damit verhält es sich dann ähnlich wie bei George Campbell's Monomythos der in seinem Buch "A Hero with thousand faces", auch als Heldenreise bekannt, einen extrem verbreiteten Meta-Plot guter Geschichten beschreibt. Die Mehrzahl der erfolgreichen Filme und Heldensagen folgen ihm.
Und wenn es in dieser Richtung stimmt, dann bedeutet es doch auch im Umkehrschluss:
Wenn ich für mein Storytelling einen funktionierenden Plot suche, dann kann ich mir aus diesen 20 Plot-Vorlagen eine Geschichte zusammensetzen.
Wie ein großes Bild aus einzelnen Puzzlestücken. Oder nicht?
Jaein. Es soll natürlich nicht bedeuten: "Würfle dir wahllos einen Plot aus den 20 Storytelling Masterplots zusammen und deine Geschichte wird ein Erfolg!" Selbst, wenn die Geschichte dann noch dem Meta-Plot der Heldenreise entspricht, garantiert das noch gar nichts:
Gute Geschichten schreiben ist mehr, als NUR eine Struktur. ABER: eine saubere Struktur hilft deinem Leser, sich wohler zu fühlen, weil er unbewusst ein vertrautes Schema erkennt. Und sei es nur die berühmt-berüchtigte 3-Akt-Struktur
Ich habe mit den Masterplots - also mit Plot Vorlagen - experimentiert und bin zu einem, für mich stimmigen, Vorgehen gelangt:
Wenn ich eine Geschichte schreiben will, suche ich mir einen Masterplot aus. Dann Teile ich mein grobes Handlungs-Skript in Segmente auf, für die ich dann passende Plotvorlagen aus Prof. Tobias' Masterplots auswähle. Ich baue also eine Geschichte aus Bausteinen zusammen.
Ich will eine Geschichte schreiben, die in ihrer Handlungs-Struktur einer Suche entsprechen soll. Nur weiß das mein Held noch nicht.
Die Geschichte startet und mein Held geht auf ein Abenteuer. Er stellt allerlei Blödsinn an und stolpert dabei in eine Verschwörung. Die Verschwörer-Bande ist wenig angetan davon, aufgedeckt worden zu sein und nimmt die Verfolgung auf.
Jetzt gibt es eine heiße Flucht während der etwas moralisch sehr unangemessenes geschieht. (z.B. findet der Held Zuflucht bei Freunden, die von den Verfolgern kaltblütig niedergestreckt werden, um den Helden in die Finger zu bekommen.)
Der Held entkommt, schwört aber Rache. Der Verursacher soll zumindest seine gerechte Strafe bekommen.
Während seiner Recherchen über diese Verschwörungs-Bande stolpert er über ein Rätsel nach dem Anderen und verliebt sich nebenbei in eine (fast schon ZU perfekte) wundervolle Frau.
Bis der Held nach einigen weitern Sub-Plots endlich sein eigenes, inneres Thema löst und sich dem finalen Showdown mit den Verschwörern stellt (Deren Cheffin vermutlich seine neue Flamme ist...).
Ich kann leichter abstrakt planen und habe dann eine Formel in Form der Storytelling Masterplots, an denen ich mich leicht orientieren kann. Gerade für Menschen, die leicht chaotisch-kreativ sind, wie ich, kann das sehr helfen. Ich starte mit einer Plot Vorlage und überlasse es dann meinem mir innewohnenden kreativen Teil, den Plot neu zu interpretieren.
Wenn du dazu neigst erprobte Plots immer wieder extrem ähnlich zu wiederholen, dann könnte es passieren, dass deinen Lesern die große Ähnlichkeit in deinen Geschichten auffällt. Mich persönlich nervt es, wenn ich das Gefühl eines Déjavues bekomme. Doch das mag jeder halten, wie er will. (Hierzu auch eine kritische Stimme der FAZ zu den 20 Masterplots)
Prof. Tobias hat die Masterplots aus der Sicht des klassischen Dramaturgen zusammengetragen. Mich interessiert die Idee der Handlungs Vorlagen natürlich gerade aus der Perspektive des Storytellers. Denn gerade für kurze Geschichten, die ich beispielsweise in einem Loop verwenden möchte, freue ich mich sehr, wenn ich nicht im "luftleeren Raum" beginnen muss, sondern mich eines Blueprints bedienen kann. Hierzu sehe ich in den 20 Masterplots eine tolle Inspiration.
Allein beim Formulieren und Zusammenkürzen der Plotbeschreibungen dieses Artikels sind mir 3 schöne, neue Geschichten eingefallen, die ich sicherlich in den kommenden Tagen umsetzen werde.
Der Held ist auf der Suche. Entweder nach einem Ort oder nach "etwas".
Tatsächlich läuft es meist darauf hinaus, dass der Held im Verlaufe der Handlung sich selbst findet. Hierbei stellt die Suche im Äusseren ein Spielgel der inneren Suche dar.
Häufig hat der Held Begleitung, die durch den Kontrast ihrer Eigenheiten die Stärken und herausragenden Qualitäten des Helden besonders verdeutlicht.
Eine schöne Geschichte, die dem Plot Template der Suche folgt, ist der Alchimist* von Paulo Coelho.
Der Held geht auf ein Abenteuer. Dies unterscheidet sich von der Suche (1.) besonders dadurch, dass sie deutlich weniger auf ein konkretes Ziel ausgerichtet ist. Beim Abenteuer-Plot geht es stärker um das Erleben des Abenteuers an sich.
Das Kernelement dieses Plots ist die Jagd. Eine Person (oder Gruppe) wird (immer wieder) in die Enge getrieben und entkommt nur um Haaresbreite. Je nach Geschichte erwischen die Verfolger schlussendlich doch die Verfolgten oder diese entkommen.
Jemand wird gefangen gehalten. Egal ob zu Recht oder zu Unrecht. Und der Held (im Gegensatz zu 5. der Flucht) befreit den oder die Gefangene.
Hierbei kann eine schöne Dynamik in der Dreierbeziehung zwischen Protagonist (Retter), Antagonist und Opfer entstehen. Diese könnte in einem Duell von Protagonist und Antagonist gipfeln. Nach der Niederlage des Antagonisten wird das Opfer befreit.
Natürlich kann man hier auch nette Wendungen erleben, wenn das Opfer gar nicht gerettet werden will...
Der Held ist gefangen und muss entkommen (vgl. die Rettung und die Verfolgung). Hierbei könnte er Hilfe von Anderen erhalten. Mitgefangenen oder auch Außenstehenden. Der Flucht könnte sich auch die Verfolgung anschließen.
Jemandem wurde etwas angetan. Nun will er Rache. Sei es Ausgleich seines sozialen Falls, Blutrache oder Aufklärung des Verbrechens. Sei es ein physischer oder psychischer Schaden, der Held will es "heimzahlen".
Dieser Plot lebt davon, dass eine starke Sympathie mit dem Helden, seiner Motivation und Moralvorstellung aufgebaut wird.
Der besondere Reiz des Rätsel-Plots besteht darin, dass der Leser oder Zuhörer dem Helden immer einen Schritt voraus ist und das Rätsel vor Ihm lösen kann. Hier kann gut mit Spannungsaufbau durch Informationstilgung gearbeitet werden. (Der Leser kennt also ein paar Informationen, die dem Helden noch fehlen.) Der Held entdeckt gewitzt einen Schlüssel und einen Hinweis nach dem Anderen, bis er schließlich die Puzzlestücke zu einer Gesamterkenntnis zusammensetzen kann.
Besonders, wenn der Held unter Zeitdruck ist und ggf. schreckliche Konsequenzen im Falle seines Versagens drohen, verspricht dieser Plot sehr mitreissend zu werden.
Im Wettbewerb stehen zwei Parteien um ein einmaliges Gut. Gleich, ob es sich um den Stein der Weisen, die Liebe einer Person oder um den Sieg der diesjährigen WM handelt. Es kann Ihn nur einer erlangen. Dabei kann es sich um einen freundschaftlichen Wettstreit oder auch um erbitterte Feindschaft handeln - oder auch im Verlaufe des Plots vom einen zum anderen werden.
Der Plot des Chancenlosen gleicht dem Wettstreit. Allerdings ist von Anfang an klar, dass eine Partei (der Held) offensichtlich benachteiligt ist und im Wettstreit keine Chance hat. (Was, wenn man Karate-Kid oder ähnliche Filme als Vorbild nimmt, zu Beginn auch anhand einer Konfrontation der beiden Parteien sehr deutlich gemacht wird.)
Wieso der Chancenlose dann schlussendlich doch gewinnt, liegt an seiner Passion und höheren Werten, die ihn motivieren und im Kontrast zu den meist seelenlosen Supergegnern menschlich machen. Und meist auch an der Unterstützung eines Mentors oder von Freunden. Solltest du lieber klassische Geschichten mögen, fällt in diese Kategorie auch "David gegen Goliath".
Die Versuchung ist ein primär interner Plot. Der Held wird, würde er der Versuchung erliegen, sein Ziel nicht erreichen oder seine Werte verraten. Der Plot spielt mit seinen Gefühlen, Wünschen, Werten und Prinzipien. Verlockungen auf der einen Seite, die gleichzeitig eine große Niederlage auf der anderen Seite bedeuten würden. Ein heftiger Kampf mit den inneren Stimmen.
"Die Schöne und das Beast" oder "Bärenbrüder" sind typische Beispiele dieses Plots. Der Held wird (oder ist bereits) verwandelt. Möglicherweise als Strafe für eine charakterliche Verfehlung. Er muss nun in der neuen körperlichen Gestalt charakterlich reifen, bevor er seinen Charakter beweisen kann oder durch einen Retter (der wahren Liebe erster Kuss o.ä.) erlöst wird und seine alte Gestalt zurück erlangt.
In diesem Plot ist es wesentlich den charakterlichen Wandel des Helden zu verdeutlichen. Eine schöne Möglichkeit für tiefes Charakterspiel.
Beim Plot der Transformation durchlebt der Held eine Veränderung. Diese kann gewollt aber auch ungewollt wie durch einen Unfall (Peaceful Warrior) oder ein missglücktes Experiment (Die Fliege) geschehen. Erst leidet der Held unter den neuen Umständen, lernt dann aber dazu oder lernt seine neuen Eigenschaften effektiv einzusetzen und wächst so über sich hinaus.
Eine Sonderform der Transformation. Der Held verlässt die Welt seiner Jugend und wächst heran. Dabei verändert er sich meist auch charakterlich und wächst über sein jugendliches Selbst hinaus, findet eine neue Bedeutung oder erfindet sich selbst vollkommen neu.
In einem schönen Film, auf dessen Titel ich leider gerade nicht komme, trifft der erwachsene Held - ein sehr "langweiliger, spiessiger Erwachsener", der sämtliche seiner Kindheitsträume aufgegeben hat - einen kleinen Jungen. Der Junge, als das jüngere "Ich" des Helden, erinnert Ihn an all die Opfer, die er in seinem Leben nur zu gerne gebracht hat, nur um etwas mehr finanziellen Erfolg zu haben. [Update: Der Titel dieses wundervollen Films mit einem jungen Bruce Willis ist: "The Kid"]
Durch die Zeit mit dem Jungen wird der Protagonist wieder menschlicher und beginnt seine Erfahrungen mit den Träumen seiner Jugend zu verbinden und ein erfüllteres Leben zu leben. Wenn auch nicht ganz ohne Widerstand 🙂
Gewissermaßen ist es eine Umkehrung der Reife, in der der Protagonist sehr erfolgreich all seine früheren Prinzipien verraten hat.
Im Liebes-Plot dreht es sich um ein Liebespaar, dass zusammen findet. Oft sehr unterschiedliche Charaktere (wenn von Anfang an klar ist, dass die Beiden sich finden, ist es ja langweilig) und dennoch funkt es. Sie finden einander und lernen sich lieben. Meist folgt auf die Honeymoon-Phase eine Phase der Entfremdung (z.B. auf Grund einer Intervention oder eines Missverständnisses), um später wieder zu einem Happy End zusammen zu finden (oder im Drama fürchterlich zu scheitern und ggf. Ihr Ende zu finden.) Wenn dagegen die Außenwelt, soziale Konventionen und Normen gegen die Beziehung sprechen, handelt es sich um den Sonderplot Verbotene Liebe
Eine Variante des Masterplots "Die Liebe", in der wesentliche gesellschaftliche Normen der Beziehung der Beiden widersprechen. Es ist von Anfang an absurd, dass die beiden gemeinsam eine Beziehung führen können (Beispiele wären Roboter und Glühwürmchen, Jugendlicher und Rentner oder Romeo und Julia)
Die Geschichte bewegt durch die inneren Konflikte der liebenden, die hin und her gerissen sind zwischen ihrer Liebe und den erlernten Konventionen, sowie dem Druck von Außen durch das soziale Umfeld.
Jemand gibt weit mehr, als gesellschaftlich oder moralisch zu erwarten wäre. Er geht in der aufopfernden Rolle auf, auch wenn er zu Beginn des Plots häufig noch nicht mit der Absicht antritt, als Held/Heiliger/Extremist zu handeln.
Hier werden besonders die heroischen Handlungen und Entscheidungen in den Vordergrund gestellt und wie sehr sie aus dem Standard herausstechen.
Beim Plot der Entdeckung, liegt der Fokus auf dem Charakter des Helden, der eine großartige oder schreckliche Entdeckung macht und daraufhin eine schwere Entscheidung treffen muß.
Es mag sein, dass die Bedeutung oder Tragweite der Entdeckung zu Beginn noch nicht offensichtlich ist und die Geschichte von der schrittweisen Enthüllung der Bedeutung dieser Entdeckung lebt.
Der Protagonist sprengt jeden gesellschaftlichen Rahmen. Entweder er bricht bewusst die Normen der Gesellschaft oder er unterwirft sich seinen eigenen Regeln ohne die Regeln der Gesellschaft zu beachten. Hierdurch wird deutlich, wie zart die Grenzen von Barbarei zu Zivilisation sind. Gleichzeitig kann auch durch den Bruch der Normen sehr schön vor Augen geführt werden, wie blind wir als Gesellschaft manchen Regeln folgen, ohne sie zu hinterfragen.
Der Plot lebt vom Kontrast zwischen den Handlungen des Protagonisten und den gebrochenen Normen und Erwartungen seines Umfelds.
Aus der tatsächlichen oder psychischen Gosse entwickelt sich der Protagonist zu einer besseren Person. Seine Erfahrungen aus seinem Leben im Bodensatz der Gesellschaft haben ihm Fähigkeiten verliehen, die ihm nun helfen seine Herausforderungen zu bestehen und zu einem guten Menschen zu werden (gesellschaftlich oder durch seine Selbstwahrnehmung bestimmt) bis er schließlich einen Heldenstatus erreicht.
Der Plot lebt von der Entwicklung, seinen Selbstzweifeln "wer bin ich denn schon" und den Überwindungen die moralisch notwendigen Schritte einfach zu gehen und Herausforderungen zu meistern, die normale Menschen niedergeschmettert hätten.
Im Gegensatz zum Aufstieg taucht der Protagonist im Abstieg immer tiefer in die moralischen und sozialen Abgründe der Gesellschaft hinab. Sei es auf Grund von Fehlentscheidungen oder weil er sich seinen Gelüsten hin gibt. Besonders reizvoll ist hierbei die Konfrontation mit den vergangenen Entscheidungen oder Verfehlungen, die jeweils "Türen für immer geschlossen" haben. Vermutlich wird der Protagonist von ehemals gleichen seiner Schicht oder Gruppe fallen gelassen, wenn er sie braucht und wird so gezwungen immer verwerflichere Handlungen zu begehen, bis er seine Wandlung vom geachteten Mitglied der Gesellschaft zum Tier im sozialen Abschaum vollendet hat.
Ronald B. Tobias, 20 Master Plots: And How to Build Them (Amazon)
Eine wundervolle PREZI-Präsentation zu den Masterplots
Ich hätte nie gedacht, dass mir das so schwer fällt!
Doch um neue Wege zu beschreiten, muss man etwas Neues tun. Das ergibt doch Sinn. Oder?
Kurz: Tu was Du (wirklich) willst. Und lass den Rest bleiben.
Die meisten von Euch wissen es ja vermutlich: Ende 2017 habe ich meine Firma an den Nagel gehängt.
Ich hatte mich auf eine Branche eingelassen, in der ich mich nicht auskannte (Medizin) und für die ich auch nicht wirklich stand. Die Chancen waren einfach so verlockend gewesen. So hatte ich mit einer Angestellten (die viel Erfahrung in der Branche mitbrachte) und der Unterstützung von ein paar lieben Freunden (die mich in der Softwareentwicklung unterstützten) auf das Wagnis eingelassen.
Mein Resumé aus 2 Jahren Geschäftsführer von medIQnet: Tu was Du willst. – DU!!! Alles Andere wird weder erfolgreich, noch macht es Spaß. Aber es kann Freundschaften zerstören.
Solltest Du also vor der Entscheidung stehen, ob Du eine tolle finanzielle Chance ergreifen solltest, die außerhalb Deines Kompetenzbereichs liegt, wäre meine Empfehlung inzwischen: Lass es.
Ja, man kann alles lernen.
Wer nichts wagt, der gewinnt auch nichts. Von mir aus.
Doch: Meine Erfahrung ist: Es geht NIE so schnell und problemlos, wie es aussieht. GERADE wenn Du die Branche nicht kennst und Dich auf die Expertise Anderer verlassen mußt.
Zumindest Ich kann für mich feststellen: Tu nur Dinge, hinter denen Du zu 100% stehst. Jede Stunde Deines Lebens ist unwiederbringlich. Also verbringe sie mir etwas, dass Dich auch erfüllt.
Ich habe viel daraus gelernt. Doch ich habe es sehr teuer gelernt.
Jetzt gehe ich neue Wege. Und ich werde sie anders gehen. Glücklicher. Transparenter. Entspannter. Authentischer.
Ich habe eine Aufgabe gefunden, die mich zum Lächeln bringt. Bei der meine Augen wieder funkeln und bei der ich das Gefühl habe, dass all meine Erfahrungen seit meiner Kindheit zusammenfließen.
Nur ist es so: Ich bin darin noch kein Business-Profi. Ich brenne dafür, doch ich habe noch Angst "es" falsch zu machen. Es wird eine Entwicklung werden.
Doch dafür sind wir doch hier. Oder?
Ich liebe Geschichten. Ich habe den größten Teil meiner Schulzeit damit verbracht unter der Bank Romane zu lesen. "Schundromane", wie sie Frank, mein Banknachbar meist nannte. Es war fast immer Fantasy oder Science Fiction. Fantastische Welten, große Heldentaten, starke Motive.
In meiner Freizeit habe ich sehr früh das Rollenspiel für mich entdeckt. Mit anderen Jugendlichen im Keller sitzen, Chips und Pizza konsumieren und fiktive Figuren in einer fiktiven Welt durch Geschichten von epischer Größe und Emotion steuern. Liebevoll ausgearbeitete Charaktere mit Hintergrundgeschichten die sich manchmal über zig Seiten streckten.
Die Deutsch-Hausaufgabe habe ich regelmäßig "vergessen". Doch die Hintergrundgeschichte von Jamo, Dergon oder Casimir, dem leicht cholerischen Priester einer Kriegsgottheit, die schrieben sich wie von selbst. Stunden. Tage. Wochenlang.
Und so saßen wir zusammen und erzählten uns Geschichten von Heldentaten, großen Opfern und fiesen Gemeinheiten. Und wenn der Tag nicht reichte, nahmen wir die Nacht dazu 🙂
Traumtänzer nannte mich mein Vater.
Und auch wenn ich dagegen seit Jahren ankämpfe - Das ist es doch, was ich bin. Ich sehe Menschen und das was gerade geschieht. Doch gleichzeitig sehe ich und fühle ich, was auch passieren könnte. Ich sehe mehrere Filme gleichzeitig laufen:
Warum handelt jemand, wie er es tut? Was hat Ihn vielleicht dazu bewogen?
Wie könnte die Szene weiter gehen? Morgen? Übermorgen?
Was würde passieren, wenn ich jetzt eingreife? Was, wenn plötzlich jemand aus der Seitengasse gelaufen kommt, einen riesigen Stapel Obstkisten schleppend?
Mich in das Gefühl hineinversetzen, dass jemand in dieser Szene gerade hat? Easy.
Ja, ich bin ein Traumtänzer.
Ich wollte was "vernünftiges" machen und landete schließlich in der Software. Ich habe für ein paar Kleine, aber auch für einige der großen Konzerne gearbeitet. Habe mich dann zum Software-Architekt und später zum Scrum-Master weiter entwickelt.
Glücklich gemacht hat es mich nicht. Aber die Kohle passte.
Da ich unzufrieden war und die Karriere nicht so flott ging, wie ich es mir gewünscht habe, gab ich mehr. Machte Überstunden. Im nächsten Jahr noch mehr. Ließ mir die Überstunden auszahlen und kaufte mir tolles technisches Spielzeug. Dann begann ich noch ein Abendstudium.
Und plötzlich wurde es dunkel.
Burnout.
Ich, der immer sagte "Die haben ja nur keinen Bock", lag plötzlich selber auf dem Sofa und zählte die Buckel meiner Raufasertapete. Tagelang.
So durfte ich die Tiefe und Vielfalt der menschlichen Psyche erst am eigenen Leib, später in der Klinik dann auch von anderen psychosomatisch erkrankten, erleben.
Und ich bin dankbar dafür.
Am eigenen Nullpunkt anzukommen und dann Menschen zu treffen, die sich von Herzen wünschen, dass es Ihnen so gut geht, wie Dir. Das verändert die Perspektive.
Und ich habe 4 Dinge mitgenommen:
Hypnokröte nannten mich die Kollegen in der NLP-Ausbildung. Denn ich hatte so viel Spaß an den hypnotischen Sprachmustern, dass ich sie bei JEDER Gelegenheit einsetzte.
Ich bin total fasziniert, was mit Sprache alles möglich ist. Deswegen habe ich nach dem NLP-Coach und NLP-Trainer gleich noch eine Ausbildung zum Hypnotiseur (und Wingwave/EMDR) angeschlossen.
Wie viele unserer "Probleme" doch hausgemacht sind. Und wieviel sich doch einfach lösen lässt, indem wir einfach nur anders darüber denken. Unglaublich. Und mit welche einfachen Mitteln, sich bereits fundamentale Veränderungen erreichen lassen!
Ich war aus der Klinik entlassen worden trotz einer diagnostizierten mittelschweren Depression. Die Zeit war um.
Ich kam aus dem NLP-Master und (Jaja, das hätte ich mit einer Depression eigentlich gar nicht machen dürfen) und war wieder fröhlich und guter Dinge. Geil! Also gleich noch den Coach dran gehängt. Wundervoll!
Die Krankheit der meisten Coaches, die frisch aus der Ausbildung kommen: Wir versuchen jeden zu coachen, der nicht bei "Drei" auf den Bäumen ist. (Und es gibt noch die Hartnäckigen: Die schütteln dann.) So durfte auch ich meine Erfahrungen machen, dass nicht jeder, dessen "Thema" ich erkenne, sich damit auseinandersetzen möchte. Ja, die meisten Menschen wehren sich förmlich dagegen, ein glücklicheres Leben zu führen. Und das ist ihr gutes Recht.
Es hat lange gebraucht, bis ich das begriffen hatte...
Doch die Hypnokröte ist geheilt. Du kannst wieder mit mir sprechen, ohne gleich in Trance zu gehen 😉 - Es sei denn Du WILLST, dann... 😀
Ich bin also begeisterter Coach, Geschichtenerzähler und -Erfinder mit einer großen Freude an Hypnose und Persönlichkeitsentwicklung. Ich habe Deutsch in der Schule gehasst, und inzwischen Rethorikseminare besucht. Ich habe mich mit der Struktur von Vorträgen beschäftigt und einiges über Dramaturgie gelernt (und bin noch dabei 😉
Alles verändert sich und doch werde ich immer mehr ICH.
Hypnotic Storytelling vereint für mich das alles.
Ich bin darin noch nicht perfekt. Ich bin bei Vorträgen noch immer nervös. Ich habe nicht immer die perfekte Trance oder Metapher im Ärmel. Doch ich werde jeden Tag besser. Und hier auf HypnoticStorytelling kannst Du mit mir zu einem ausgezeichneten Storyteller werden.
Ich schreibe hier über den Aufbau von Geschichten, werde strukturiert Material und Aufgaben posten, die mir helfen oder geholfen haben ein besserer Schreiber und Storyteller zu werden und versuche ein gutes Nachschlagewerk zum Thema Storytelling zu erschaffen.
Geplant für dieses Jahr:
Basierend auf den Schriften von Joseph Campbell wurden in den achtziger Jahren mehrere Modelle der Heldenreise entwickelt, die die Entwicklung der Hauptfigur eines klassischen Films darstellen. Der Held geht auf eine Reise, die die drei Phasen: Trennung, Prüfungen, Ankunft umfasst.
Aufbauend auf der 3-Akt-Struktur, werden in der Heldenreise die drei Hauptphasen in einzelne Schritte unterteilt. Auf diesem Weg entsteht eine Schritt für Schritt Anleitung für große Geschichten. Wäre es nicht ein "bisschen komplexer" könnte man fast sagen: "Malen nach zahlen für Geschichten". Aber Vorsicht: Es ist nur das Gerippe. Nur die Struktur. Um den Inhalt darfst du dich schon noch selber kümmern. Doch auch da gibt es Hilfen:
Denn da wir es gerade von "Malen nach Zahlen" haben: Die Struktur der Heldenreise funktioniert als Strukturierendes Gerippe, egal welchen Plottyp man wählt um das Gerippe mit Inhalt zu füllen (Siehe Masterplots oder Geschichten schreiben nach Vorlage).
Das Problem: Es werden plötzlich alle Geschichten gleich. Zumindest in der Struktur. Doch das Gute ist: Das fällt uns meist gar nicht auf. Oder findest du, dass "Eragon - das Vermächtnis der Drachenreiter" und "Starwars" der gleiche Film sind?
"OK. Also lese ich jetzt Campbell's "Heros in tausend Gestalten" und dann schreibe ich einen Blockbuster nach dem Anderen?"
Die Antwort ist wohl wenig überraschend: Nein. Vermutlich eher nicht.
Da Campbell's Schriften mehr eine Analyse als eine Anleitung waren, haben sich in den folgenden Jahren mehrere Interpretationen etabliert, die zwischen 12 und 15 Schritte definieren, in denen so eine Heldenreise abläuft.
Blake Snyder hat es dann auf die Spitze getrieben und die einzelnen Schritte bis zur konkreten Wortanzahl definiert.
Wenn du also wirklich "Malen nach Zahlen" für Schriftsteller suchst, ist Blake Snyder dein Mann. Doch mehr zu Blake Snyders "Beat Sheets" später.
Wenige schreiben, wie ein Architekt baut, der zuvor einen Plan entworfen und bis ins einzelne durchdacht hat; vielmehr die meisten nur so, wie man Domino spielt.
Arthur Schopenhauer (1788-1860), dt. Philosoph
Alles in Allem ist mein Eindruck: Egal welchen dieser Blueprints du verwenden möchtest, es ändert nichts grundlegendes daran, dass das Modell der Heldenreise das Gerippe für eine legendäre Geschichte ist.
Warum?
Weil sie Elemente beinhaltet, die uns mitnehmen.
Beispielsweise die Weigerung (Hier Schritt D), in der sich der Protagonist weigert, die Aufgabe anzunehmen. Er will nicht aus seinem "normalen Leben" heraustreten. Wie glaubhaft wäre auch ein "Normaler Typ", der sich einfach "Mir nichts, dir nichts" in ein selbstmörderisches Abenteuer begibt? Wie gut könntest du dich mit diesem Charakter identifizieren?
Die meisten wohl eher weniger...
Doch wenn er sich erst weigert, dann aber durch übermächtige Umstände gezwungen wird, sein normales Leben zu verlassen? Dann können wir wieder mitgehen: "Ja, in DEM Fall hätte ich das auch getan...".
Es geht also um den Aufbau von Rapport zum Leser. Wohl das wichtigste, was ein Autor zu leisten hat, der hypnotisch schreiben möchte.
Wenn du dir also die tiefgreifenden und philosophischen Überlegungen selber ersparen möchtest, was eine gute Geschichte ausmacht: Hier das Modell der Heldenreise in drei Phasen:
„Die Phase der Trennung beginnt mit der Vorstellung des Status Quo (A: Status Quo). Ein initialer Auslöser setzt die Handlung in Gang (B: Auslöser). Oft erhält der Protagonist einen Gegenstand oder eine Auskunft, die für seine ‚Reise‘ von Bedeutung sein wird (C: Gabe). Doch viele Helden zögern, ob sie die Reise antreten sollen. Ist ein Held hingegen bereit, sich auf das Abenteuer einzulassen, dann wird ihm zumeist von seiner Umwelt abgeraten, seine Lebenssituation zu verändern (D: Weigerung oder Warnung). Im Verlauf des Akts werden schließlich noch eine oder mehrere Figuren etabliert (E: Berater), die die Hauptfigur auf den Weg in den zweiten Akt begleiten – in die Phase der Prüfungen.“
Spielfilmdramaturgie (Wikipedia)
Du erinnerst dich noch, dass ich meinte, die Heldenreise liefert nur das Gerippe zu deiner Geschichte? Hier kommt nun der Punkt, der den Vorwurf entkräftet, dass dann ja alle Geschichten gleich wären: Du bist derjenige, der dieses Gerippe nun mit Fleisch füllt.
Oder um mich aus der Frankenstein-Metapher zu befreien: Diese Schritte können dir das Erschaffen einer grandiosen Geschichte erleichtern. Doch den großartigen und mitreißenden Inhalt. Das darfst weiterhin du selbst erschaffen. Und zwar so kreativ wie du es magst.
Und selbst für die unter meinen Lesern, die sich nicht einengen lassen möchten, kann ich die Lektüre des Modells der Heldenreise als Inspiration empfehlen. Und vielleicht erkennst du ja deinen Lieblingsfilm darin wieder? Doch was dich vielleicht besonders freut: Selbst das Brechen der Strukturen der Heldenreise kann zu einer großartigen Geschichte führen. Doch wie bei allem Handwerkszeug gilt: Erst solltest du es kennen und beherrschen, bevor du es brichst 🙂
Die Stationen der Heldenreise in der Phase der Trennung sind:
In dieser zweiten Phase besteht der Protagonist oder die Protagonistin eine Reihe von Abenteuern, in deren Verlauf er oder sie sich ändert. Die Figur geht nicht nur auf eine äußere Reise, sondern auch auf eine innere Reise. „Zu unterscheiden sind Prüfungen, die vor dem zentralen Wendepunkt abgelegt werden (F) und solche, die danach stattfinden (G).“ Im Verlauf der zweiten Hälfte des zweiten Akts erlebt die Figur einen Moment der Selbsterkenntnis (H), so dass sie geläutert die Schwelle zur Phase der Ankunft überschreiten kann.
Spielfilmdramaturgie (Wikipedia)
„In dieser Phase des Films erledigt die Figur zunächst neue Aufgaben (I). Es folgt die finale Auseinandersetzung (J), die oft in Form eines showdowns abläuft und häufig durch eine last minute rescue beendet wird. Die finale Auseinandersetzung klärt alle im Verlauf des Films aufgeworfenen Fragen (K). Besteht der Held die Auseinandersetzung, so wird er belohnt; versagt er, so wird er bestraft (L). In einem Epilog, der sich häufig anschließt, wird dieser Ausgang noch einmal bekräftigt (M).“
Spielfilmdramaturgie (Wikipedia)
Oder die abgewandelte Form:
Storytelling ist tausende Jahre alt. Das ist schon richtig. Es wurde von den Skalden bereits zur Wissensvermittlung verwendet.
Doch was IST Storytelling?
Geschichten. Durch Geschichten und Lieder haben unsere Vorväter Informationen weiter gegeben. Abends am Lagerfeuer. Von Generation zu Generation. Noch lange bevor Schrift bekannt war.
Die Märchen der Gebrüder Grimm oder 1001 Nacht sind Musterbeispiele von Lehren der damaligen Zeiten, die durch die emotional ergreifenden Geschichten vermittelt werden sollten. Moral. Gut und Böse. Geh nicht im Dunkeln in den Wald. Wölfe sind gefährlich.
Wir sind an Geschichten gewöhnt und lieben sie. Ich erinnere mich noch zu gut an die vielen Geschichten, die unser Englisch Lehrer immer erzählte, wenn er gut gelaunt war. Von seinem Urlaub, wie ihm in England die Tasche mit Ausweis und Urlaubsgeld gestohlen wurde und der Dieb von einem beherzt eingreifenden Passanten gestellt wurde. Geschichten über ferne Länder und verrückte Ereignisse, die ich mir als junger Mensch kaum vorzustellen vermochte. Dass er alles auf englisch erzählte bemerkte ich damals kaum. Mit seinen Stories begeisterte er mich, weckte die Lust auf die Sprache und das Reisen (wozu die Sprache sich Jahre später noch als extrem nützlich erweisen sollte)
Heute entdecken wir die Kunst des Geschichten Erzählens neu. Storytelling. In Marketing und Mitarbeitermotivation ein (zurecht) gefeiertes Mittel. Wenn auch nicht ganz trivial im Einsatz. Doch: Gute Geschichten sind kein Zufallsergebnis. Es ist Handwerk, basierend auf einer Struktur und klaren Regeln (und dem Mut die Ein oder Andere davon zu brechen), die zu einer guten Geschichte führen. Denn: Wir sind Strukturen gewohnt und haben Anforderungen, die es uns möglich machen, uns auf eine Geschichte einzulassen. Was das ist, wirst Du im Rahmen dieses Artikels erfahren.
Wir leben in einer Zeit der Demystifizierung. Daten, Zahlen und Fakten haben den Sieg davon getragen über Gefühle, Emotionen und Geschichten. Zumindest ist es das, was wir täglich hören und glauben sollen.
Spannend, dass in so einer Zeit Liverollenspiele, in denen der Datenanalyst plötzlich als Ork durch die Wälder streift, Herr der Ringe, Starwars oder Marvel Filme über Superhelden wie Hulk oder die X-men Hochkonjunktur haben. Wie lieben Geschichten. Das liegt in unserer Natur. (Wieso das so ist, erfährst Du im nächsten Kapitel.)
Und wir wollen große, emotionale Geschichten. Große Helden, doch gleichzeitig Helden, mit denen wir uns identifizieren können. Das ist die Gratwanderung des Geschichtenerzählers.
Was ist Storytelling von all diesen Sachen?
Alles.
Eine spannende Geschichte beginnt in der Normalität. Mit Typen wie Dir und mir. Doch dann reißt das Schicksal sie mit in einen Sog aus Wirren und Ereignissen und sie wachsen über sich hinaus und werden zu Helden.
Doch zurück zur Frage: Was löst Storytelling?
Zahlen, Daten und Fakten begeistern nicht. Nicht mal die Zahl auf dem Bankkonto. Das haben Studien von Hirn und Motivationsforschern herausgefunden. Sie lassen sich schlecht merken. Deswegen erschaffen sich Merk-Künstler mit Mnemotechniken Geschichten, in die sie die Zahlen und Fakten einbauen, damit sie leichter zu merken sind.
Storytelling macht Sachverhalte leicht merkbar. Storytelling schafft Verbindung und Sympathie selbst mit Dingen, die eigentlich gar nicht in der Lage sind, Emotionen zu wecken. Werte einer Firma. Die neuen Zahlen, die erreicht werden müssen. Ein Produkt, dass es in vergleichbarer Funktion schon vielfach auf dem Markt gibt. Doch dank einer guten Story werden iPhone und RedBull gekauft, als wären sie die einzige Antwort auf die Frage nach Leben und Tod.
Hierzu ist es hilfreich, einen kleinen Ausflug in die Hirnforschung zu unternehmen. Doch vorweg die Kurzfassung: Lernen und Erinnerung funktioniert in einer Kombination aus Emotion und Fakt, die gemeinsam abgelegt werden. Keine Emotion -> Keine Erinnerung.
Da wir schlaue Lebewesen sind, wissen wir uns natürlich zu helfen und schaffen uns eine Emotion. Meist die Angst. Angst vor der schlechten Note. Angst vor dem Versagen im Beruf oder vor den Blicken der Kollegen Kannst Du Dir vorstellen im Meeting mit der Geschäftsleitung - die Chefs blicken Dich in kritischer Erwartungshaltung an, eine Neonröhre brummt. Du erinnerst Dich vielleicht noch an Martin, der vor 2 Wochen einen peinlichen Fehler in seiner Kalkulation hatte. Er war das Gespött der Abteilung - und die Beförderung kann er sich vermutlich bis zur Rente abschminken. Doch jetzt stehst Du da. Die Pause ist schon peinlich lange. Und dann hörst Du Dich selbst, wie Du die falschen Zahlen im Meeting rezitierst. Stille.
Die Angst vor dem peinlichen Moment hilft Dir, in der Vorbereitung die Zahlen zu behalten, die sonst auf Grund ihrer unemotionalen Natur unmöglich zu merken wären.
Dazu kommt, dass unser Gehirn wie ein großes Spinnennetz arbeitet. Dinge, die wir kennen und erlebt haben, werden mit Fäden verbunden. Bei starken Emotionen sind das sehr starke Taue. Bei eher vorsichtigen Emotionen eher zarte Fädlein. In Bereichen, mit denen wir häufig zu tun haben ist das Geflecht sehr eng. In fremdartigen Bereichen dafür gähnende Leere.
Wenn nun neue Informationen gleich einem Insekt in dieses Gehirn-Spinnennetz fallen, bleiben sie in Bereichen, die engmaschig verbunden sind mit Leichtigkeit hängen und mit einfachen, kurzen Fäden verbunden, die alles in diesem Bereich weiter stabilisieren. Fallen sie in fremde, gähnend leere Bereiche, so leben sie vermutlich glücklich weiter. Nur nicht in unserem Hirn.
Doch wie funktioniert nun Storytelling?
Als Storyteller darfst Du die Fäden spinnen. Willst Du eine Information vermitteln, die in einen Bereich fällt, in dem vermutlich eher gähnende Leere herrscht? Und dazu noch in einem Themenbereich, der grundsätzlich mal nicht besonders emotionale besetzt ist?
Dann hast Du die Aufgabe, Deine Geschichte oder Metapher an einer Stelle zu beginnen, die gut vernetzt ist. Vielleicht gibt es Analogien, die sich aus einem gut vernetzten Bereich auf den neuen, leeren Bereich übertragen lassen? Vielleicht kannst Du den neuen Bereich auch emotional interessanter machen, indem Du mit sympathischen Protagonisten arbeitest.
Beginne in der sicheren Festung, bevor Du den Weg ins Abenteuer einschlägst.
Unser Hirn lässt sich hier gerne austricksen. Es liebt eben Geschichten. Egal, ob die Emotion nun direkt mit der Information zusammenhängt oder nur hinzugefügt wurde. Was meinst Du, wieso sexy Pinupgirls auf Motorradkalendern glänzen?
Doch das ist nicht alles.
Wir sind gewohnt, dass Strukturen eingehalten werden. Bereits Aristoteles hat in seinem Werk "Poetik" die 3 Akt Struktur beschrieben. Strukturen wiederzuverwenden hilft unserem Hirn, sich leichter auf die Geschichte einlassen zu können.
Dramaturgien gibt es diverse, doch die wohl bekanntesten sind die 3 Akt Struktur, 5 Akt Struktur (nach Freytag) und die Heldenreise (nach Campbell).
Wo die 3 Akt Struktur den Erzähler noch kaum einschränkt (Exposition, Konfrontation, Ausklang), da wartet die Heldenreise bereits mit 12 Stationen auf, die der Geschichtenerzähler verarbeiten soll.
Dennoch: Es funktioniert. Fast alle großen Filme arbeiten nach Campbell's Heldenreise. Starwars, Herr der Ringe, Fluch der Karibik, Matrix... Denn sie macht es uns leicht, emotional tief in das Geschehen einzusteigen.
Wenn Du Dir vorstellst, als Storyteller in Meetings, auf Vorträgen oder in Mitarbeitergesprächen begeistern zu können. Menschen zu begeistern kann so einfach sein. Wir WOLLEN ja aus dem Alltags-Einerlei ausbrechen und sehnen uns nach dem Besonderen. Meine Arbeit mit Freude und Begeisterung machen? JA GERNE! Gib mir nur eine Chance! Erzähl mir eine Geschichte, die das Projekt zu meinem Projekt macht. Dich mich zum Helden macht in dieser Firma.
Mach Kunden zu Markenbotschaftern oder begeistere Deine Studenten, wie Steve Jobs es gemacht hat. Begeistere ein Nation von ihren Möglichkeiten wie Obama es geschafft hat. "Yes, we can!"
Geschichten werden gerne weiter erzählt. Oder geteilt, am Lagerfeuer der Neuzeit: Facebook.
Du willst in Zukunft mit Geschichten die Menschen wirklich berühren und erreichen? Dann stoß die Türen auf zu dieser neuen Welt der Storyteller und erzähle Deine Geschichte! Yes YOU can!